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  • Völlig verglaster und transparenter Verwaltungs- und Leitungsbereich in einer Berufsschule; Brixen, Südtirol
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Führungsverantwortung

Der Volksmund weiß auch zu dieser Leitungs-Aufgabe mit "der Fisch stinkt vom Kopfe her' die Antwort auf viele gesundheitliche Probleme der Mitarbeiter und das gilt leider auch für Schulen. Burnout und andere gesundheitliche Probleme sind häufig mitverursacht durch unzureichende oder falsch wahrgenommene Führungsverantwortung, das arbeitspsychologische Wort der 'Gratifikationskrise' infolge mangelnder Wahrnehmung und Wertschätzung kennzeichnet treffend die Situation.
Acht Bereiche des Führungshandelns werden im Folgenden für Leitungskräfte in Schule beschrieben, zu der jede Leitungskraft sich auf jeden Fall aufstellen sollte:

1. Arbeitszumessung - nach welchen Grundsätzen und Regeln wird die Arbeit transparent und gerecht im Kollegium verteilt:

  • für den Unterricht als Kerngeschäft
  • für festgelegte Funktionen und Aufgaben (‚Zuständigkeit‘)
  • für die Teammitgliedschaft ('Zugehörigkeit' zu Konferenzen, Gremien)
  • für (befristete) Projekte (Konzert, Sportfest, Wettbewerb u.ä.) oder
  • für Aufträge (…könnten Sie mal bitte bis zum..)

Es wäre schön, wenn es für die Arbeitszeitzumessung zu all diesen Punkten ein transparentes und differenziertes System an der Schule geben würde, die alten 'Entlastungsstunden' helfen hier nicht unbedingt weiter.

2. Gratifikation - nicht nur Bares ist Wahres: Es gibt abgestuft viele Möglichkeiten, die Leistungen und den Einsatz der Lehrkräfte wahrzunehmen und wertzuschätzen:

  • durch ein persönliches Wort: Wahrnehmung, Würdigung und Feedback
  • durch eine öffentliche Äußerung: Erwähnung, Belobigung, Ehrung – Kollegiums- / schulöffentlich / medial
  • durch Freistellung, Fortbildung, besondere Aufgaben
  • durch den Ausgleich von Unkosten (hier ist selbst das vergebliche Bemühen eine Wertschätzung)
  • durch Geldprämien oder Zusatzhonorare, bezahlte Mehrarbeit (wenn es im budgetierten Rahmen möglich ist)
  • durch die Einleitung von Aufstieg und Beförderung

3. Struktur und Regelwerk - mit einem Stuhl im Lehrerzimmer ist es nicht getan:
Die Leitung sollte sich erlebbar und sichtbar kümmern um

  • Bauliches ('Mir ist die Arbeitsumgebung meines Personals wichtig')
  • Renovierung, Umbau, Anbau, Ästhetik usw. („Sich Wohlfühlen“)
  • Ausstattung (Möbel, EDV, Geräte, Hilfsmittel) ("sich in seiner Professionalität unterstützt sehen")
  • Verfügbarkeit, Vereinheitlichung, Rationalisierung, usw. („Sich entfalten können, nicht behindert werden“)
  • das Regelwerk der Schule ('die Lehrkräfte können sich auf klare Strukturen verlassen')
  • Hausordnung, Schulvertrag, Schulhandbuch, Kommunikationskultur usw. („Verlässlichkeit und Verbindlichkeit herstellen“)
  • die Identifikation mit der Schule (' man lässt sich gern mit seinem Arbeitsplatz in Verbindung bringen')
  • Homepage, Corporate Design („Sich identifizieren können“)

4. Teambildung - nur gemeinsam erlebt man sich als stark: Die Teambildung kann auf vielen verschiedenen Ebenen eingerichtet und von der Leitung gefördert werden:

  • ein funktionierendes Leitungsteam ist nicht nur ein gutes Vorbild, sondern entlastet bei kluger Aufgabenverteilung von der Gefahr der 'Allzuständigkeit'
  • Fachteams, Jahrgangsteams, Projektteams mit klaren Aufgabenzuschreibungen helfen bei der Vermeidung von Doppelarbeit und führen zu rationellem Zeit- und Mitteleinsatz durch
    - eine Parallelisierung von Unterricht, Tests und Klausuren,
    - eine pädagogische Vereinheitlichung,
    - zugängliche Materialsammlung, Unterrichtseinheiten,
    - Angebote in Internetplattformen, Unterrichtsdatenbanken, 'Cloud' usw.

5. Führungsstil - wer sich sehen lässt, erhält auch viel Einblick:

  • Wie ist die Zugänglichkeit und Gesprächsbereitschaft, gibt es eine offene Tür zur/m 'Chef/in oder wacht darüber das Vorzimmer und das Protokoll?
  • Zeigt man sich häufiger im Lehrerzimmer und nutzt man Wahrnehmungsmöglichkeiten?
  • Wie gelingt die Gratwanderung zwischen Öffentlichem und Vertrautem?
  • Wie berücksichtigt man Verschiedenartigkeit und unterschiedliche Leistungsfähigkeit? Ist man fair?
  • Kann man eine kritische Distanz zu den eigenen Erwartungen pflegen?

6. Partizipation - wer andere beteiligt, nimmt sie auch ernst:

  • Wie schafft man ein Klima für eine Beteiligungskultur und Offenheit?
  • Wie bindet man beteiligte Teams frühzeitig ein?
  • Vermeiden von adhoc-Entscheidungen auf Konferenzen;  „Zwei Lesungen“ bei grundsätzlichen Entscheidungen
  • Schriftliche Mitteilungen auf Konferenzen mit Nachfragemöglichkeiten statt endloser Monologe
  • Soziale Kontrolle durch Kollegiumsöffentlichkeit (Bsp. Arbeitszeitvergergabe, Budgetverwaltung)
  • Erklären von haushalterischen Vorgaben, Trennung von politischen Forderungen und Verteilungsgerechtigkeit der zugewiesenen Ressourcen

7. Rolle und Konflikt - Chef/in werden ist nicht schwer......:

  • Man wird und bleibt Leitfigur und EntscheiderIn
  • Man hat Autorität gegenüber SchülerInnen und sorgt für deren Bestehen
  • Man erwartet Klarheit gegenüber Erwartungen, Eltern, Schulträger, Öffentlichkeit
  • Man erhofft Beistand in Konflikten

8. Gesundheit und Betriebsklima - nur für gute Arbeitsbedingungen sorgen, reicht nicht:

  • Schon mal darüber nachgedacht, eine Belastungsuntersuchung durchzuführen?
  • Beratungs- und Unterstützungsangebote (Profis von außen helfen oft weiter als jahrelanges Jammern)
  • Schön wäre ein Standard, auch arbeitszeitlich abgesichert für kollegiale Hospitation, Intervision oder Supervision
  • Gemeinschaftskultur (auch 'Freudiges' in Zusammenhang mit der Arbeit muss organisiert werden) Bsp.: Geburtstage u.a., Abschluss-/Kollegiumsfest, Kollegiumsausflug, Einbindung d. sonstigen Personals usw.